Deutscher Wolfsspitz

Wolfsspitz, Chien Loup

Widerristhöhe: 43 – 55 cm
Gewicht: 16 – 25 kg
Alter: 12– 14 Jahre
Ursprungsland: Deutschland
Fell: silbergrau mit schwarzen Spitzen
Heute: Begleit- , Wach- und Schutzhund
Früher: Hütehund
FCI-Standard: Nr. 97

Deutscher Wolfsspitz Rassengeschichte:

Zweifelsohne zählen die Spitze zu den ältesten bekannten Hunderassen.Ob man die bei Ausgrabungen gefundenen 5000 Jahre alten Knochen von Haushunden guten Gewissens als „Torfspitze“ bezeichnen kann, sei dahingestellt. Die meisten Herkunftstheorien gehen davon aus, dass die grosse Familie der Spitze irgendwoher aus Skandinavien gekommen sein muss, aber wirklich greifbar werden die Deutschen Spitze „erst“ im antiken Griechenland. Aus dieser Zeit sind mehrere sehr hübsche Darstellungen von Spitzen auf verschiedenen Gegenständen wie Münzen und Krügen erhalten. Die abgebildeten Hunde könnten heute problemlos auf jeder Ausstellung gut bewertet werden. Spitze waren in der Antike also nicht nur recht beliebt, sondern auch reingezüchtet.

Seit jeher ist es das Schicksal der Spitze, eine Hunderasse zu sein, die sozusagen mehr im Verborgenen blüht. Nur so kann man erklären, dass in ihrer Geschichte bis in die Neuzeit eine riesige Lücke klafft. Sie waren die Hunde des „Volkes“, der Bauern, Fuhrleute, Händler, Schiffer. Für alle waren sie unentbehrlich, als Begleiter und lebendige Alarmanlage, daheim als geduldige Spielgefährten für die Kinder und auch schon mal zum Rattenfangen, Kühetreiben und Gansehüten.

Bei der adeligen Gesellschaft, der Schicht, aus der so viele Impulse in der Hundezucht ausgingen, waren sie nicht gefragt. Man züchtete edle Jagdhunde oder Begleithunde in immer ausgefalleneren Rassen. Vielleicht war der Spitz einfach zu „gewöhnlich“. So kann man auch verstehen, dass Graf Eberhardt zu Sayn, ein feudaler Gutsherr im Rheintal, um 1450 einen Erlass herausgab, in dem er unter anderem seinem Hausgesinde verbot, das Wort „Spitzhundt“ als Schimpfwort zu benutzen. Diese erste Erwähnung der Rasse als „Spitz“ illustriert ihr offensichtlich etwas zweifelhaftes Ansehen in manchen Schichten, das ihrer Verbreitung aber keinen Abbruch tat.

Nur ein einziges Mal in seiner langen Geschichte war der Wolfsspitz ein wirklicher Modehund. Historische Ereignisse machten die Rasse eine Zeitlang populär: im Jahr 1781 standen sich in Holland zwei Parteien gegenüber, die der Konservativen, die den Prinzen von Oranien als Regenten haben wollten, und die der rebellischen Patrioten unter dem Führer Corneluis de Gyselaer mit dem Spitznamen „Kees“. Sein ständiger Begleiter war ein Wolfsspitz, und so bürgerte sich nicht nur bald der Name „Keeshond“ ein; die Wolfsspitze waren gleichzeitig ein Symbol für diese holländische Partei. Damals war es kurioserweise übrigens modern, den Spitz ähnlich wie heute einen Pudel zu scheren. Abbildungen so gestylter Wolfsspitze finden sich auf politischen Flugschriften und diversen Gebrauchsgegenständen der Zeit. Doch der Spitz-Boom währte nur kurz. Die Rebellion der Patrioten wurde niedergeschlagen, und dementsprechend war auch ihre Symbolfigur nicht mehr gefragt.

Im 19. Jahrhundert war es um die Spitze in ihren verschiedenen Grössen-und Farbschlägen nicht gut bestellt. Waren sie auf der einen Seite immer noch unentbehrlich in ihren Wächter-Berufen, so ging die Entwicklung der modernen, geplanten Rassehundezucht lange Zeit an ihnen vorbei. Der Bestand ging stark zurück, bis der 1899 gegründete Verein überr Deutsche Spitze sich endlich der Rasse annahm. Im ersten, 1913 erschienen Zuchtbuch wurden etwa 215 Wolfsspitze registriert, zumeist Hunde mit unbekannten Elterntieren. Nach vielversprechenden Anfängen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Holland fanden sich einige engagierte Züchter – machte, wie bei vielen Rassen, der Erste Weltkrieg alles zunichte. Lange Zeit war die Zuchtbasis klein und die Anzahl der eingetragenen Hunde gering, und erst in den Dreissiger Jahren ging etwas bergauf. 1932 wurden z.B. 59 Wolfsspitze eingetragen, 1936 immerhin 85.

Eigenartigerweise erlebten die Wolfsspitze aber in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, wo zahlreiche andere Rassen fast völlig niedergingen, einen enormen Aufschwung. Im Jahr 1948 wurden unglaubliche 1583 Wolfsspitze registriert! Vielleicht brachte der Wolfsspitz alles mit, was man für „schlechte Zeiten“ brauchte. Denn ein anspruchsloser Wachhund, der keiner grossen Pflege bedarf und so genügsam ist, dass er auch mit Erdäpfeln auskommt (was extra betont wurde), ist immer gefragt.

Bald pendelten sich die Eintragungen um 200 pro Jahr ein. An der Verbreitung der Rasse waren nicht zuletzt die Jagdverbände interessiert. Ein Wolfsspitz wildert nicht und streunt nicht herum, vergrault und jagt kein Wild. Einzelne Jagdverbände züchteten Wolfsspitze sogar planmässig, und auch heute noch gibt es mancherorts Zuschüsse von dieser Seite beim Kauf, wenn man auf dem Land wohnt.

Seit den Zwanziger Jahren gibt es Wolfsspitze unter dem Namen „Keeshond“ auch in England, und, von dort ausgehend, auch in Amerika, Skandinavien und vielen anderen Ländern der Welt. Bekannt und beliebt sind sie natürlich auch in vielen europäischen Gebieten, wie den Niederlanden und Österreich.
(Vielen Dank an Mag. Britta Schweikl-Ecklmayr für die Geschichte des Wolfsspitzes)

Allgemeines über den Deutscher Wolfsspitz:

Der Wolfsspitz und alle anderen Deutschen Spitze werden in ihrem Ursprungsland immer seltener. In Deutschland sind die verschiedenen Farbschläge des Wolfsspitzes mit bestimmten Regionen verbunden; der graue Schlag war beispielsweise am Rhein und in der Gegend von Stuttgart verbreitet. Die Rasse ist nicht leicht zum Gehorsam zu erziehen doch wegen ihrer Lautfreudigkeit und imposanten Erscheinung gibt sie einen hervorragenden Wachhund ab. Bei Kindern ist Vorsicht geboten, da der Hund gern ohne Vorwarnung zuschnappt. Er ist jedoch anhänglich, anpassungsfähig und relativ extrovertiert und liebt die Gesellschaft des Menschen. Sein üppiges dichtes Haarkleid benötigt regelmäßige Pflege.